Persönliche Erfüllung im Beruf hat viele Vorteile! Sie stärkt dein Selbstgefühl und du gehst am Morgen gerne zur Arbeit, hast einen positiv ausgefüllten Tag. Du gibst dein Können, die Firma für die du arbeitest und andere Menschen profitieren von deinen Talenten. Am Monatsende ist das Gehalt auf deinem Konto und gibt dir die finanzielle Sicherheit, um dein Leben zu unterhalten. Zu schön, um wahr zu sein?
Erwerbsarbeit bedeutet, einen großen Teil seiner Zeit zu verkaufen
Ein knallharter Deal. Geld gegen Lebenszeit. Nun, so ganz ohne Geld möchte wohl kaum jemand leben, deshalb lässt sich auch so gut wie jeder auf diesen Handel ein. Denn Arbeit an sich ist kein Lebenszweck, sondern eher ein Mittel zum Zweck. Wenn wir glauben, die Höhe des Einkommens sei ein ein Gradmesser für unseren Erfolg, unterliegen wir einem fatalen Irrtum. Unser (kapitalistisches) Wirtschaftssystem suggeriert uns gerne: Umso höher dein Einkommen ist, desto erfolgreicher und wertvoller bist du im Leben. Ein Krankenpfleger muss ungefähr 800 Jahre arbeiten, um so viel zu verdienen, wie ein Vorstand eines DAX-Konzerns.
Meine Erfahrung: Viele Besserverdienende können sich einen aufwendigen Lebensstil finanzieren, aber irgendwann stellen sie fest, das neueste Smartphone, der beste Laptop, der stylische Loft und der Yogaurlaub auf Bali haben sie kein bisschen glücklicher gemacht. Also kann die Höhe des Einkommens doch kein so guter Gradmesser für persönlichen Erfolg sein. Vielleicht sollten wir uns von dem Streben nach Erfolg verabschieden und stattdessen persönliche ZUFRIEDENHEIT als erstrebenswertes Ziel ansehen.
Arbeit, die zufrieden macht
Kennst du Menschen, die zufrieden sind mit ihrer Arbeit, diese als sinnvoll erleben und daraus immer wieder Glücksgefühle ziehen? Obwohl sie in vielen Fällen von wenig Geld leben, treffe ich immer wieder Männer und Frauen, die als Künstler, Handwerker, Gärtner oder Wissenschaftler ihre Berufung zum Beruf gemacht haben. Sie empfinden ihre Arbeit oft als kreativ und selbstbestimmt, spannend und sinnstiftend. Manchmal gehören auch Menschen zu der Gruppe der ZUFRIEDENEN, die geringe Ansprüche an ihren Job haben, ihre Lebensfreude dafür in anderen Bereichen finden. Sie konzentrieren sich auf Hobbys und Familie.
Wieviel Zeit wofür?
Viele Menschen merken nicht, für welche scheinbar erstrebenswerten Konsumgüter sie ihre Lebenszeit verkaufen. Autos, Häuser, Riesenfernseher, Smartphones, Tablets ... Materieller Besitz ist eine Spirale. Wir kaufen immer mehr Dinge, bis uns unsere Wohnung zu klein vorkommt. Dann finanzieren wir ein Eigenheim mit zwei Garagen und viel Platz, um all die Dinge unterbringen zu können. Ist das der Traum vom glücklichen Leben? Muss das tatsächlich so sein?
Aus meiner Praxis
Stefan kam als Klient in meine Praxis. Als Grund gab er an, dass er "zuviel Stress" habe. Stefan ist sehr gefragt als Freiberufler. Er hat volle Auftragsbücher und richtig viel zu tun. So arbeitet er als Alleinverdiener der Familie oft bis an den Rand der Erschöpfung und darüber hinaus. In den letzten Jahren war er mehrfach stressbedingt krank, klagte über Herzrhytmus- und Schlafstörungen. Er sprach darüber, wie er darunter leidet, so wenig Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Als wir uns einige Wochen später das zweite Mal trafen, erzählte er mir, er überlege, ein altes Haus in Südfrankreich zu kaufen. Sehr abgelegen und renovierungsbedürftig, aber idyllisch ein ganz exklusives Angebot und dadurch eine gute Kapitalanlage. Ich glaube, ich schaute meinen Klienten ziemlich entgeistert an. Fragte ihn, ob er sich an das letzte Treffen erinnere. Er hatte geklagt, viel zu viel arbeiten zu "müssen" und wenig Zeit für seine Frau und seine Kinder zu haben. Ob ihm das wirklich wert wäre, für so ein Haus zu arbeiten? Meine Frage blieb an diesem Tage unbeantwortet ...
In der letzten Sitzung bedankte sich Stefan bei mir. Es sei ihm gar nicht mehr bewusst gewesen, was er da eigentlich tue. Das Haus habe er nicht gekauft. Stattdessen habe er einen Teilhaber mit in sein Unternehmen genommen, um sich dadurch zu entlasten. Die so gewonnene Zeit verbringt Stefan heute mit seiner Familie. Gemeinsam haben sie einen kleinen Garten direkt hinter ihrem Haus angelegt. Stefan arbeitet immer noch viel, aber er hat es gelernt, klare Grenzen zu setzen und bei der Arbeit "loszulassen". Dadurch hat sich seine gesamte Situation entspannt, er schläft wieder besser und er verbringt erholsame Zeit mit seiner Familie.
Michael Weiger, Coach in Wuppertal und Düsseldorf (und auf der ganzen Welt) ;-)