Viele Menschen bemerken nicht mehr, für welche scheinbar erstrebenswerten Konsumgüter sie ihre Lebenszeit verkaufen. Autos, Häuser, Riesenfernseher, Smartphones, Tablets ... Materieller Besitz ist eine Spirale. Wir kaufen immer mehr Dinge, bis uns die Wohnung zu klein vorkommt. Dann finanzieren wir ein Eigenheim mit zwei Garagen und viel Platz, um all die Dinge unterbringen zu können für die wir arbeiten und klagen ständig über Zeitmangel.
Ist das der Traum vom glücklichen Leben?
Aus meiner Coaching-Praxis
Klaus F. kam als Klient in meine Praxis. Als Grund gab er an, dass er "zuviel Stress" habe. Klaus ist sehr gefragt als Freiberufler. Er hat volle Auftragsbücher und richtig viel zu tun. So arbeitet er als Alleinverdiener der Familie (er hat zwei Töchter) oft bis an den Rand der Erschöpfung und darüber hinaus. In den letzten Jahren war er mehrfach stressbedingt krank, klagte über Herzrhytmus- und Schlafstörungen. Er sprach darüber, wie er darunter leidet, so wenig Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Er versucht das zu kompensieren, indem er seiner Frau und seinen Töchtern fast jeden Konsumwunsch erfüllt.
Als wir uns das zweite Mal trafen, erzählte er mir, er überlege, ein altes Haus in Südfrankreich zu kaufen. Sehr abgelegen und renovierungsbedürftig, aber idyllisch und eine gute Kapitalanlage. Ich glaube, ich schaute meinen Klienten ziemlich entgeistert an. Fragte ihn, ob er sich an unser letztes Treffen erinnere? Er hatte geklagt, viel zu viel arbeiten zu "müssen" und wenig Zeit für seine Frau und seine Kinder zu haben. Ob es ihm das wirklich wert wäre, für so ein Haus zu arbeiten? Meine Frage blieb an diesem Tage unbeantwortet ...
In der dritten Sitzung bedankte sich Klaus bei mir. Es sei ihm gar nicht mehr bewusst gewesen, was er da eigentlich tue. Das Haus habe er nicht gekauft. Stattdessen habe er einen Teilhaber mit in sein Unternehmen genommen, um sich selbst dadurch zu entlasten.
Die gewonnene Zeit verbringt Klaus nun mit seiner Familie. Gemeinsam haben sie einen kleinen Garten direkt hinter ihrem Haus angelegt und bauen dort ihr eigenes Gemüse an. Klaus arbeitet immer noch viel, aber er hat es wieder gelernt, klare Grenzen zu setzen und pünktlich Feierabend zu machen. Dadurch hat sich seine gesamte Situation entspannt, er schläft wieder besser und er verbringt erholsame Zeit mit seiner Familie.
Michael Weiger, Coach in Wuppertal und Düsseldorf
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