Dieser Schritt zielt darauf ab, deine neuen Gewohnheiten langfristig umzusetzen. Denn natürlich
wird es nicht jeden Tag gleich gut laufen und ab und zu auch Rückschritte geben. Dabei kommt es darauf an, besonders freundlich mit sich selbst umzugehen. Diese Freundlichkeit sich selbst
gegenüber ist das Wichtigste, wenn du auf lange Sicht günstige Gewohnheiten beibehalten möchtest. Ein langer Atem ist wichtig, deshalb wirst du in diesem Schritt zu deinem eigenen, freundlichen
und fürsorglichen Coach.
Selbstkritik ist ein schlechter Ratgeber bei der Etablierung neuer Gewohnheiten. Das haben auch
psychologische Untersuchungen festgestellt. Selbstkritik untergräbt die Motivation, die wir brauchen, um die gewünschten Ziele zu erreichen.
Beispiel: Martina ist eine richtig gute Programmiererin und wird oft von ihrem Chef dafür gelobt.
Aufgrund der jahrelang guten Arbeit übergibt er ihr zunehmend schwierige Aufträge. Doch Martina ist sehr perfektionistisch. In ihren Programmen dürfen keine Fehler auftauchen. Sie weiß, dass das
eigentlich nicht möglich ist, doch sie treibt sich selbst zur Perfektion. Auf jeden kleinen Fehler reagiert sie mit harscher Selbstkritik. Als Folge davon ist sie zunehmend nervös. Sie kann immer
schlechter schlafen und beginnt Angst vor den neuen Aufträgen zu bekommen. Ihr Chef kritisiert sie in keiner Weise. Martina hat vor allem Angst vor ihrer eigenen Selbstkritik und überlegt sich,
ob sie wieder auf die einfacheren Programmier-Aufträge zurückgeht.
Beispiel: Claudia versucht erst gar nicht, ihre Essgewohnheiten zu verändern, denn bei der
kleinsten „Sünde“ attackiert sie sich selbst so heftig, dass sie aufgehört hat, auch nur minimale Veränderungen vorzunehmen. Der Fokus auf Kritik und Selbstkritik aktiviert in uns eher Angst,
Unsicherheit und den inneren Zwang, Fehler unbedingt vermeiden zu wollen. Wir fragen uns ständig: Bin ich gut genug? Schaffe ich das? Dadurch bilden sich eher Vermeidungsgewohnheiten als
Gewohnheiten, die mit unseren Zielen zu tun haben.
Sich selbst ein guter Coach sein
Sei dir sich selbst ein freundlicher Begleiter. Wenn du eine neue Gewohnheit in dein Leben
integrieren oder eine schlechte Gewohnheit verbannen willst, schicke den inneren Kritiker in den Urlaub. Bei neuen Gewohnheiten ist es wichtig, ein Klima zu schaffen, in dem auch Fehler und
Rückschläge vorkommen dürfen. Wie unterstützt man sich wohlwollend, wenn man etwas Neues wagt?
Vielleicht kannst du dich an gute Lehrer oder Menschen erinnern, von denen du dich früher einmal
unterstützt gefühlt hast? Wie haben sie dir geholfen, über Schwierigkeiten hinwegzukommen? Vermutlich haben dich diese Menschen weder abgewertet, kritisiert oder beschimpft, noch rechthaberisch
alles besser gewusst. Im Gegenteil: Wir erleben jemanden dann als unterstützend, wenn er Verständnis für uns zeigt. Wir fühlen uns unterstützt, wenn uns jemand in schwierigen Situationen Mut
zuspricht und uns hilft, sie zu ertragen oder zu bewältigen. So ein Mensch ist auch bei Rückschlägen geduldig. Er gibt uns ehrlich Rückmeldungen und hilft uns dabei, unsere Pläne umzusetzen. Er
drängt uns nicht, sondern kann unsere Grenzen respektvoll einhalten. Er trägt uns auch nichts nach, Fehler sind für ihn erlaubt.
Kannst du dir vorstellen, dir selbst auf diese Weise zu begegnen?
- Du zeigst Verständnis für das, was du erlebst.
- Du sprichst dir in schwierigen Situationen Mut zu.
- Du bist bei Rückschlägen geduldig mit dir selbst.
- Du gibst dir positive Rückmeldungen.
- Du gehst respektvoll mit dir um.
- Du verzeihst dir, wenn du Fehler begehst.
Grundsätzlich geht es darum, eine Atmosphäre zu schaffen, wie es gute Trainer und Lehrer tun. Eine
Atmosphäre der Freundlichkeit und der Annahme statt Angst und Leistungsdruck. Dann kann es gelingen, dein Leben positiv zu verwandeln.
Ganz praktisch: Bist du dabei, eine neue Gewohnheit zu etablieren oder eine schlechte zu stoppen,
stell dir diese Frage: „Wie würde mich der gute Lehrer von damals jetzt begleiten und unterstützen?“ Wenn du etwas gefunden hast, notiere es dir und wende du es für dich selbst an.
Michael Weiger